Trotz ist eine ganz natürlich auftretende Erscheinung im Laufe eines Kinderlebens. Damit eine gesunde psychische Entwicklung eines Kindes möglich ist, braucht es ein Gefühl für seine Willenskraft und seine Grenzen. Beides wird es zunächst im Umgang mit den nächsten Bezugsgruppen, zu denen es Vertrauen hat, erproben. In dieser Situation haben viele Mütter Angst, die Kontrolle über das Kind zu verlieren, weil es sich gerade nicht so verhält, wie es bisher war; der Erziehungserfolg scheint infrage zu stehen. Es ist deshalb wichtig, dass die mit der Erziehung betrauten Menschen selbst genau die Grenzen kennen, die für die Entwicklung einer gesunden Psyche wichtig sind. Selbstvertrauen in die eigenen erzieherischen Fähigkeiten ermöglicht Gelassenheit, wenn das Kind zeitweise versucht, die bisherigen gewohnten Gleise des Verhaltens zu verlassen.
Der Trotz kann auch in Zusammenhang mit der Erkrankung auftreten, die sich hyperkinetisches Syndrom nennt. Dieses Krankheitsbild hat viele Gesichter, wichtig ist, dass es bei der Diagnosestellung länger als ein halbes Jahr und vor der Einschulung bestanden haben muss. Bei vielen Kindern kann das trotzige Verhalten, das schon auftritt, sobald die Kinder überhaupt in der Lage sind. Willensäußerungen zu zeigen, zu Erziehungsschwierigkeiten und Fehlhaltungen in der Beziehung führen, „weil man mit dem Kind nicht fertig wird“. Damit ist das frühe und langanhaltende Auftreten von sehr zornigem Verhalten angesprochen; es gehören jedoch eine Reihe anderer Symptome dazu, um an das hyperkinetische Syndrom zu denken, das der breiten Öffentlichkeit aus dem Struwwelpeter-Buch mit der Geschichte vom Zappelphilipp bekannt ist.
Wichtige weitere Krankheitszeichen können sein:
- vermehrter Bewegungsdrang,
- Konzentrationsstörungen,
- geringes Schlafbedürfnis,
- im Säuglingsalter häufiges nächtliches Schreien,
- erhöhte Aggressivität,
- mangelnde Ausdauer beim Spielen,
- Handeln ohne nachzudenken,
- Ungeschicklichkeit und Unempfindlichkeit des Körpers,
- keine Geduld im Umgang mit Spielkameraden
- und mangelnder Ordnungssinn.
Wenn bei einem Kind neben trotzigem Verhalten mehrere der aufgeführten Symptome vorhanden sind, sollte es dem Kinderarzt vorgestellt werden, damit er den Eltern die Frage beantwortet, ob diese Erkrankung vorliegt. Wenn sich bei der Untersuchung der Verdacht auf eine behandlungsbedürftige Störung ergibt, ist zusätzlich ein Kinder- und Jugendpsychiater hinzuzuziehen.
Von Dr. Johanna Krause
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