Menschen mit ADHS und Hyperaktivität kennen die täglichen Herausforderungen: Schwierigkeiten bei der Fokussierung, eine schnell ermüdende Aufmerksamkeitsspanne und das Gefühl permanenter innerer Unruhe. Die bekanntesten medikamentösen Behandlungsansätze umfassen Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin, Medikinet) und Amphetaminderivate (Adderall, Elvanse). Diese Medikamente wirken primär auf das Dopamin- und Noradrenalinsystem und können die Konzentrationsfähigkeit erheblich verbessern. Allerdings sind sie nicht frei von Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Schlafproblemen oder erhöhter Reizbarkeit.
Kratom, die Blätter des Mitragyna speciosa-Baums, wird zunehmend als pflanzliche Alternative diskutiert. Es interagiert ebenfalls mit dem dopaminergen System, allerdings auf andere Weise als klassische Stimulanzien. Doch wie genau kann Kratom in den Alltag integriert werden? Welche Mechanismen stehen hinter seinen Effekten, und welche Risiken sind zu beachten?
Kratom vs. HHC für ADHS-Betroffene
Während Kratom eine modulierende Wirkung auf das dopaminerge und adrenerge System hat, bietet HHC (Hexahydrocannabinol) eine alternative Herangehensweise für Menschen mit ADHS. HHC ist ein halbsynthetisches Cannabinoid, das eine beruhigende und leicht psychoaktive Wirkung entfalten kann.
- HHC für ADHS: HHC wirkt primär entspannend und anxiolytisch, was Menschen mit ADHS helfen kann, ihre innere Unruhe zu reduzieren und sich besser auf Aufgaben zu konzentrieren. Zudem berichten einige Nutzer von einer leichten kognitiven Schärfung, die den Fokus unterstützen kann, ohne dabei die Intensität klassischer Stimulanzien zu erreichen.
- Kratom für ADHS: Kratom bietet hingegen sowohl anregende als auch beruhigende Effekte, je nach Dosierung. Während niedrige Dosen den Fokus und die Energie steigern, können höhere Dosen zur Entspannung beitragen.
Beide Substanzen haben ihre spezifischen Vorteile, und je nach individueller Symptomatik kann entweder HHC oder Kratom eine hilfreiche Ergänzung zur Alltagsbewältigung sein. Wichtig ist jedoch, den persönlichen Bedarf zu evaluieren und auf eine verantwortungsbewusste Nutzung zu achten. Kratom enthält zahlreiche Alkaloide, von denen Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin die relevantesten sind. Sie binden an Opioidrezeptoren, wirken aber anders als klassische Opioide. Statt einer durchgehenden Dämpfung des Nervensystems kommt es zu einer Modulation der Neurotransmitteraktivität. Besonders interessant für Menschen mit ADHS ist, dass Kratom dopaminerge und adrenerge Prozesse beeinflusst – beides Systeme, die bei ADHS häufig dysreguliert sind.
Die Wirkmechanismen von Kratom
- Dopamin: ADHS ist unter anderem durch eine Dysbalance des Dopamin-Systems gekennzeichnet. Kratom kann dessen Freisetzung und Verfügbarkeit beeinflussen, was zu gesteigerter Motivation, Fokus und emotionaler Stabilität führen kann.
- Noradrenalin: Die adrenerge Wirkung von Kratom ähnelt der von Stimulanzien, indem sie Energielevel und Wachsamkeit steigert. Dadurch kann Kratom eine Rolle spielen, wenn es um kognitive Leistungsfähigkeit und Tagesstrukturierung geht.
In ADHS´ler Kreisen hat sich die Marke Krakatom etabliert. Deren beliebtes Kratom ist auf Cannafree zu finden ist.
Die richtige Sorte und Dosierung
Nicht jede Kratom-Sorte hat die gleiche Wirkung. Die Wahl der richtigen Sorte und Dosierung ist essenziell, um den gewünschten Effekt zu erzielen:
- Weiße Sorten (z.B. White Maeng Da, White Borneo): Fördern Konzentration, Motivation und Energie. Ideal für den Vormittag oder für Phasen intensiver geistiger Arbeit.
- Grüne Sorten (z.B. Green Malay, Green Thai): Ausgewogen zwischen Anregung und Beruhigung. Gut geeignet für Menschen, die eine Balance zwischen Energie und innerer Ruhe suchen.
- Rote Sorten (z.B. Red Bali, Red Borneo): Beruhigend und entspannend. Nützlich am Abend oder bei starker innerer Unruhe.
Die Dosierung ist individuell anzupassen:
- Mikrodosierung (0,5-1g): Subtile Effekte auf Fokus und Stimmung.
- Niedrige Dosierung (1-3g): Fördert Wachsamkeit und geistige Klarheit.
- Mittlere Dosierung (3-6g): Kombination aus mentaler Klarheit und körperlicher Entspannung.
- Hohe Dosierung (6-8g): Beruhigend und dämpfend, kann jedoch zu Müdigkeit führen.
Praktische Integration in den Alltag
Um Kratom effektiv zu nutzen, sollte es gezielt in den Tagesablauf integriert werden:
- Morgens (1-3g weiße oder grüne Sorte): Steigerung von Konzentration und Motivation.
- Mittags (1-3g grüne Sorte): Unterstützung der Leistungsfähigkeit, ohne eine Überstimulation zu erzeugen.
- Abends (3-6g rote Sorte): Förderung von Entspannung und Schlafqualität.
Die Zeitfenster zwischen dem Kosnum sollten 2 Wochen betragen, da sonst ein verstärktes Abhängigkeitspotential besteht.
Erfahrungen aus der Praxis
Klinische Fallberichte zeigen, dass Kratom von einigen Menschen mit ADHS als Selbstmedikation genutzt wird. Dabei wird es teils als Alternative zu Beruhigungsmitteln oder Stimulanzien eingesetzt. Drei dokumentierte Fälle liefern wertvolle Einblicke:
- Fall 1: Ein 38-jähriger Mann mit ADHS, früherer Alkoholabhängigkeit und einer psychotischen Episode durch Cannabiskonsum versuchte, seine Angst und Panikattacken mit Kratom zu lindern. Zunächst verspürte er eine beruhigende Wirkung und eine leichte Stimmungsaufhellung. Langfristig führte der Konsum jedoch zu einer starken Abhängigkeit, Entzugssymptomen und der Notwendigkeit psychopharmakologischer Unterstützung.
- Fall 2: Ein 42-jähriger Tätowierer mit ADHS und Drogenvergangenheit nutzte Kratom, um seine Opiatabhängigkeit zu bekämpfen. Er berichtete anfangs von einer schmerzlindernden, angstlösenden und motivierenden Wirkung. Doch beim Absetzen von Kratom verstärkten sich seine Suchtsymptome erneut, und er musste auf eine Opiatsubstitutionstherapie zurückgreifen.
- Fall 3: Ein 26-jähriger Patient mit ADHS und posttraumatischer Belastungsstörung nahm Kratom, um seine Neigung zu Opiaten zu reduzieren. Trotz einer subjektiv positiven Wirkung gelang es ihm nicht, langfristig auf Opiate zu verzichten. Er musste schließlich wieder eine Opioidersatztherapie beginnen.
Diese Fälle zeigen, dass Kratom kurzfristig als hilfreich empfunden wird, aber das Risiko einer Abhängigkeit und schwerer Entzugssymptome nicht unterschätzt werden darf.
Risiken und Suchtpotenzial
Trotz der potenziellen Vorteile birgt Kratom auch Risiken. Das Hauptproblem ist die Möglichkeit einer Abhängigkeitsentwicklung. Durch die Wechselwirkung mit Opioidrezeptoren kann eine regelmäßige Nutzung zur Toleranzbildung und in manchen Fällen zu Entzugssymptomen führen. Dies äußert sich unter anderem in:
- Gereiztheit und Nervosität
- Schlafproblemen
- Körperlichen Symptomen wie Muskelverspannungen oder Magen-Darm-Beschwerden
Daher sollte Kratom verantwortungsbewusst genutzt werden. Empfehlenswert ist ein rotierender Einnahmeplan mit regelmäßigen Pausen, um eine psychische oder physische Abhängigkeit zu vermeiden.
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